Die Jahre 1901 bis 1911

1901

In diesem Jahr waren in Riedau noch 12 Gasthäuser.

1905

Die Badeanstalt und auch Wohnhaus des Arztes waren im Haus Nr. 79 untergebracht.

1906

Die Berufsbezeichnung für den Lampenanzünder - Lampist - Lamperist - ist wohl einmalig.

1907

Der Marktplatz wurde mit rotblühenden Kastanienbäumen bepflanzt. Zum Schutz der Fußgänger beschloß der Gemeinderat ein Nachtfahrverbot für die Radfahrer bei Strafandrohung.

1909

Die Kommunalgebühr für den Georgi- und Michaelmarkt wurde 1909 eingeführt.

1910

Das Jahr 1910 war für die Bevölkerung von Riedau voll von Spannungen und Unstimmigkeiten. Ausgelöst wurden diese Spannungen und politischen Streitereien zum Teil durch Presseberichte verschiedener politischen Richtungen. Gründe der Angriffe auf Riedau waren einige Geschäftsleute, die gegen die angebliche Verhinderung der Militäreinquartierungen durch den Gemeindearzt Dr. Franz Einwände erhoben. Es sollten hier 2000 Mann und 80 Offiziere im Zuge eines Manövers in Gast- und Privathäusern sowie im Schloss untergebracht werden. Besagter Gemeindearzt zeigte am 27. August 1910 die Typhuserkrankung des Kindes der Schulleiterwitwe Frau Friedberger der Behörde an. Die Typhuserkrankung wurde vom Oberbezirksarzt Dr. Orthner und dem Stabsarzt Dr. Hellwig bestätigt. Die anderen Kinder der Familie Friedberger waren nicht isoliert, sie wohnten im Schulgebäude. Die Schule wurde auch nicht gesperrt. Mit Ausnahme einiger Riedauer Familien gestatteten alle Eltern den Schulbesuch.

 

Am 1. September des Jahres erschien obgenannter Stabsarzt neuerdings beim Gemeindearzt. Beide Ärzte bestätigten, dass die bereits abklingende Erkrankung des Kindes kein Grund sein, das Manöver abzusagen, bzw. die Einquartierung in Riedau nicht zu gestatten. Dr. Franz war der Neffe des Herrschaftsbesitzers und Landtagsabgeordneten Oskar von Peßler. Dieser hatte sich, ohne den Gemeindearzt in Kenntnis zu setzen, in der Angelegenheit Typhus an die Militärbehörde gewandt. Zwischen dem Schloßbesitzer und den Riedauern bestanden große Differenzen. Die Verständigung der Militärbehörde wurde auch von der Bezirkshauptmannschaft Schärding durchgeführt. Durch die Absage der Einquartierung kamen einige Geschäftsleute zu Schaden. Sie hatten sich hohe Einnahmen erwartet. Wären tatsächlich Gründe für die Behauptung "Typhus und verseuchtes Trinkwasser" vorhanden gewesen, dann hätte niemand Anstoß an der Absage genommen. Riedau wurde in Zeitungen als "Seuchenherd von Typhus" bezeichnet. Fest steht, dass seit 1899 nur zwei Todesfälle durch Typhus, verursacht durch schlechte Wurstwwaren, bekannt sind.

 

Die für Riedau äußerst traurige Angelegenheit war wohl ein Politikum, das auch ins religiöse Leben des Dr. Frank hineinspielt. Er trat aus der römisch-katholischen Kirche aus, trat zum altkatholischen Glauben über und schloß sich der "Los von Rom"-Bewegung an. Nun wieder zurück zur Einquartierung. Am 6. September 1910 hieß es, dass noch 1000 Mann hier einquartiert würden. Für diesen Tag waren 500 Mann für Riedau angesagt. Die Enttäuschung war groß, als am Abend die Absage kam. Die Manöver wurden abgehalten, aber nicht in Riedau, sondern in den umliegenden Gemeinden. Die Wiener Zeitung schrieb u.a. von den Riedauern und bezeichnete sie als "klerikale, vertrottelte Bauern".

 

Die Sanitätsgemeinden Riedau und Dorf an der Pram sprachen über Dr. Franz die Kündigung aus. Man wollte ihm eine andere Gemeindearztstelle zuweisen, was er ablehente. Im Alter von 36 Jahren verstarb am 5. Jänner 1911 Dr. Franz an Herzschlag. Am 7. Jänner wurde die Leiche um 15.30 Uhr nach altkatholischem Ritus eingesegnet und am 8. Jänner im Familiengrab in Linz beigesetzt.

 

Landeshauptmann Prälat Dr. Hauser versuchte in der Sitzung des Abgeordnetenhauses, den aufgebauschten Fall in Riedau in ein richtiges Licht zu rücken und auf die Verleudmung der radikalen Presse hinzuweisen. Er ging vor allem auf die Verdächtigung ein, die Riedauer hätten den Arzt in den Tod getrieben. Es fielen ferner von politischen Gegnern die Ausdrücke "die Riedauer seien Krämerseelen und Quargelbürger". Die Behauptung, die Riedauer Bauern seien mitschuld am Tod des Arztes, musste vom Abgeordneten Malik zurückgenommen werden, da im Gemeindebereich nur einige Bauern waren.

1911

Maria Raaber, die Witwe des ehemaligen Bürgermeisters und Goldschmieds Johann Raaber, bot der Gemeinde das Haus Nr. 32-33 zum Kauf um 17.000 Kronen an. Die Gemeindeverwaltung war schon als Mieter in diesem Haus ansässig. Die Tochter, Frau Elise Raaber, verkaufte das Haus unter Bürgermeister Böcklinger an die Marktgemeinde am 25. Mai 1911 um 19.000 Kronen. Das Darlehen wurden von der Sparkasse Raab entlehnt. Sofort wurden notwendige Umbauten getätigt.

 

Die Gemeinde Dorf an der Pram und Riedau schlossen sich am 14. September 1911 zu einer Sanitätsgemeinde zusammen.