Die Jahre 1935 bis 1945

1935

In Anwesenheit von Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleißner wurde am 25. Mai 1935 an der Ostseite der Kirche von der Vaterländischen Front eine Dollfuß-Büste auf hohem Sockel errichtet. 1938 wurde diese Büste von der NSDAP entfernt.

1936

Mit 1. Juni 1936 wurde für alle Österreich männlichen Geschlechts die Bundesdienstpflicht vom 18. bis zum 42. Lebensjahr eingeführt. Mit Verordnung vom 10. Oktober 1936 wurden alle freiwilligen Wehrverbände (Heimwehr, Schutzbund) aufgelöst. Die politische Lage spitzte sich zu.

 

In diesem Jahr erwarb die Gemeinde das Haus Nr. 57 in der Klosterstraße. Dadurch wurde eine Wohnung für den Leiter der Schule und den Gemeindearzt geschaffen.

Dammstrasse um 1930
Dammstrasse um 1930

1937

Am 15. Mai 1937 ging über dem Gemeindegebiet ein heftiges Gewitter nieder, das 80 % der Ernte vernichtete.

1938

Adolf Hitler vollzog am 13. März 1938 in Linz den Anschluss Österreichs an das "Deutsche Reich". Der Name Österreich verschwand aus den Geschichtsbüchern. Unser Vaterland wurde in "Ostmark" und Oberösterreich in "Oberdonau" umbenannt. Die staatstragende Partei wurde die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP).

 

Am 12. März 1938 kamen deutsche Truppen über Schärding nach Riedau und waren einige Tage hier stationiert. In Riedau übernahm die Ortsparteileitung die Verwaltung der Gemeinde. Auf kurze Zeit war Schlossermeister Franz Lang Ortsparteiobmann und gleichzeitig auch Bürgermeister. Der Unterricht in den Schulen wurdem am 17. März 1938 wieder aufgenommen. Die Religionsstunden wurden reduziert, anstatt des Gebetes politische Sprüche eingeführt, und manchen Priestern wurde die Abhaltung von Religionsstunden verboten.

 

Mit 20. März 1938 wurde Elektromeister Josef Ennser von der Bezirksparteileitung zum Bürgermeister ernannt. Er behielt diese Stelle bis 1945. Ortsparteiobmann war auf lange Jahre hindurch der Bahnvorstand Reich. In der Rieder Volkszeitung vom 28. März 1938 wurde unter Rubrik "Riedau" berichtet, dass auch hier der Anschluss an das "Dritte Reich" mit großer Begeisterung gefeiert wurde. Persönliche Gehässigkeiten traten mit einigen Ausnahmen nicht auf. Die erste Assentierung für die Rekruten zur Deutschen Wehrmacht fand in Raab am 18. April 1938 statt; fünf junge Riedauer wurden für tauglich erklärt. Da in Riedau viele Akten und amtliche Urkunden aus der Ära 1938 bis 1945 verbrannt wurden, stehen nur wenige schriftliche Beweisstücke aus dieser Zeit zur Verfügung.

Zum Unterschied zu früheren Jahren, flossen öffentliche Gelder den Gemeinden zu, sodass Bürgermeister Ennser seine Pläne zur Marktgestaltung größtenteils verwirklichen konnte. Im Sommer 1938 wurde mit der Umgestaltung des hügeligen Marktplatzes begonnen. Zum Bedauern der Riedauer Gewerbetreibenden fiel das Vermögen der Marktkommune der Gemeindekasse zu. Die Eingemeindung der Ortschaften Berg, Bayrisch-Habach, Schwaben, Vormarkt und Wildhag aus Zell an der Pram und das Haus Richter, Ottenedt 3, aus der politischen Gemeinde Dorf an der Pram, wurden in Übereinstimmung mit der Aufsichtsbehörde im Herbst 1938 und Winter 1939 vollzogen. Die Bevölkerungszahl von 730 Einwohnern stieg um 550 Personen auf 1280, das Flächenausmaß von 300 ha auf 640 ha, also um 340 ha mehr. Bürgermeister Ennser war sehr umsichtig, nahm Gespräche mit der Reichspost, Wirtschaftsabteilung der Gendarmerie, Landesbaubehörde und Schulbehörde des Landes auf, um einige Projekte durchführen zu können. So wurde auch eine Vergrößerung und ein bescheidener Ausbau der Volksschule getätigt. Das Gemeinde wurde zweckentsprechend umgebaut. Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges konnten manche Vorhaben nicht mehr verwirklicht werden. Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass für die Umgestaltung des Marktplatzes 10.000 freiwillige Arbeitsstunden und Fuhrleistungen getätigt wurden.

 

Viele österreichische Gesetze wurden außer Kraft gesetzt: Es erfolgte die Auflösung von Bürgerkorps, Männergesangsverein, Musikverein, Turnverein und allen politischen und kirchlichen Vereinen und Einrichtungen. Der von den ehrwürdigen Schwestern geführte Kindergarten wurde ihnen weggenommen und zivilen Kindergärtnerinnen übergeben.

 

Die Volksabstimmung über den Anschluß an das Großdeutsche Reich fand am 10. April 1938 in Österreich statt; diese fiel in Riedau mit 100 % für den Anschluß Österreichs an das Großdeutsche Reich aus.

 

Am Abend desselben Tages war ein großer Fackelzug durch den Markt. 400 Riedauer beteiligten sich an dem "Siegeszug".

Mit 1. September wurden in Österreich Standesämter eingerichtet. Nun mussten Trauungen auch vor dem Standesamt vollzogen werden. Den Standesämtern fielen auch die Führung der Trauungs-, Geburts- und Totenbücher zu.

 

In diesem Jahr trat in Riedau am 5. September die Maul- und Klauenseuche auf, die große finanzielle Einbußen für die Bauern brachte.

1939

Am 1. September brach der 2. Weltkrieg mit dem Einmarsch der deutschen Truppen in Polen aus. Kriegsteilnehmer des 1. Weltkrieges der Jahrgänge 1894 bis 1900 mussten für kurze Zeit einrücken und waren als Besatzung in Polen eingesetzt. Die allgemeine Musterung der Geburtsjahrgänge 1915 bis 1918 erfolgte.

 

Der Krieg verlangte vom Volk viele Opfer. Mit 27. August 1939 wurden die Lebensmittelkarten und im November die Kleiderkarten sowie die Kirchensteuer eingeführt. Die Zustimmung zur Eingemeindung der vorher erwähnten Ortschaften kam von der Landeshauptmannschaft Linz am 12. Oktober 1939.

1940

Auch für die Bauern gab es Petroleumbezugsscheine und Mehlkarten im Februar 1940. Die ersten Gefallenen- und Vermißtenmeldungen trafen ein, ebenso der erste Flüchtlingsstrom aus Bessarabien und Deutschland. Lehrerinnen und Beamtinnen mussten in den Sommerferien bei den Bauern als Erntehelferinnen Erntearbeit leisten.

 

Die Vorbereitungen für die Marktplatzgestaltung begannen. Die Straße entlang des Schlosses wurde auf Schloßgründen neu gebaut, begradigt und geteert. Am 10. Dezember wurden im Gasthaus Sallinger (Gintenreiter) Ehrungen an 10 NSDAP-Mitglieder verteilt. Parteischulungen wurden vor allem von Lehrern abgehalten.

 

Orkanartige Stürme tobten am 16. Dezember 1940 über Riedau. Sämtliche Verbindungen nach außen waren abgebrochen. Bei den bis fünf Meter hohen Schneewächten verhungerte viel Wild.

1941

Ab 1940 wurden in Riedau Volksversammlungen und Ehrungen von Parteigenossen abgehalten. So waren Referate über "Das Großdeutsche Reich und seine Führung" (18. Jänner 1941), "Zeitabläufe nach dem 1. Weltkrieg", "Größe unserer Tage" und "Erfolge der Soldaten" (12. September 1941) als Themen behandelt worden.

 

Die Marktgemeinde Riedau erwarb im April 1941 das Schloß Zell an der Pram vom Besitzer Graf Anton Arco Valley aus St. Martin bei Schärding samt 35 Joch Grund um den Preis von 75.000 Reichsmark. Es wurde im selben Jahr an die Reichsbahndirektion Linz wieder veräußert. Die Gemeinde Riedau hielt sich 30 Joch Grund zurück, die sie dann nach dem Krieg zum Großteil wieder verkaufte. Auf etliche Wochen waren militärische Einheiten zur Auffrischung mit 117 Mann und 78 Pferden hier. Am 12. September 1941 sprach Gauleiter Eigruber in Riedau über die Erfolge an der Front. Bei der Bauerversammlung am 7. November 1941, verbunden mit Aufnahme neuer Parteimitglieder, wurde vor allem das Thema "Ablieferungspflicht der Bauern" behandelt.

 

Am 26. November war die Neugestaltung des Marktplatzes beendet.

1942

Für die Winterbekleidung der Soldaten vor allem an der Ostfront wurden in den Gemeinden Kleidungsstücke gesammelt. Hier waren es die Frauen der NS-Frauenschaft, die diese Aktion durchführten. Im Jänner 1942 wurde 400 kg Wolle zu 360 Schals umgearbeitet.

1943

Am 12. Februar 1943 fand eine Jubiläumsfeier "10 Jahre Machtergreifung in Deutschland durch Adolf Hitlter" statt.

 

400 Mann ehemalige Stalingradkämpfer waren vom 16. März 1943 bis 15 Mai 1943 im Raum Riedau/Zell an der Pram einquartiert und wurde anschließend nach Kroatien verlegt. Im Juli des Jahres 1943 erfolgte die Neuaufstellung des 100. Infanterieregimentes in Riedau. Die Ehren-Urkunde, verliehen an das Gasthaus Kottbauer, beweist, dass sich dieses Regiment in Riedau wohlgefühlt haben dürfte.

 

110 Flüchtlinge aus Deutschland und Bessarabien kamen mit dem Zug am 30. Oktober an. Sie wurden vom Bürgermeister Ennser, der Parteiführung und der Schuljugend mit Liedern begrüßt.

1944

Die Berichte in diesem Jahr über Riedau im "Innviertler Heimatblatt" sind spärlich. Es wird hauptsächlich von Gefallenen und Vermißten berichtet. An der Westseite der Friedhofsmauer wurde von der Ortsparteileitung für die Gefallenen ein Hain errichtet.

 

Die Gemeindeämter waren für die Errichtung von Luftschutzkellern verantwortlich. Zusätzlich wurden Luftschutzwarte bestimmt. Fliegerangriffe durch Flugzeuge des Typs Mustang PS 1 waren am 2. und 16. März 1945 in der Nähe des Bahnhofes. So wurden bei einem kurzen Überflug des Marktes das Kaufhaus Kurzwernhart und die Nordseite der Kirche durch MG-Einschüsse leicht beschädigt. Im Bahnhof wurde ein Personenzug mit ungarischen Soldaten (Hilfswillige der deutschen Wehrmacht) bombardiert. Ein Hilfsheizer fand dabei den Tod, und das Magazin des Bahnhofes brannte ab.

 

Die Landarbeiter auf den Feldern waren von den Fliegern bedroht. Einige Male mussten die Schüler der Volksschule im Sandkeller des Schlosses Schutz suchen.

 

Am 16. Oktober 1944 gegen 11.30 Uhr erfolgte ein weiterer amerikanischer Tieffliegerangriff auf die Bahnstrecke Wels-Passau.

 

Sie griffen in der Nähe des Bauernhofes Wagnermaier, "Maier in Petershof", Gemeinde Taiskirchen, einen Personenzug mit deutschen Soldaten und einen Munitionswaggon an. Ein Volltretter in diesem Waggon löste eine riesige Explosion aus, die das Bauerngut in Brand setzte. Auch andere Häuser wurden durch die Wucht beschädigt. Sieben Soldaten fanden den Tod, einige wurden verwundet. Die Schienen wurden aufgerissen, der Verkehr eingestellt.

1945

Gefangene Russen marschierten infolge Verlegung in Richtung Ried durch den Markt. Sie sollen von den Bewachern sehr roh behandelt worden sein. So wurde ein Gefangener, der sich Brot erbettelte, von einem Aufseher erschossen und im Gebiet des "Zornhölzl" begraben. Später wurde er vom damaligen Totengräber Franz Preinfalk im Friedhof beigesetzt.

 

Der Besitz der Gemeinde betrug 40 Joch Grund, 50 % Anteil an der Ziegelei, das Volksschulgebäude, Amtshaus der Gemeinde, in dem auch Gendarmerie und Postamt untergebracht waren. Die amerikanischen Truppen marschierten aus Richtung Ried bei uns ein.

 

Am 24. Mai 1945 übernahm der Malermeister Christian Mätzler das Bürgermeisteramt.

 

Einige unerschütterliche Parteimitglieder errichteten bei der Prambrücke Panzersperren. Die ersten amerikanischen Panzertruppen überquerten am 2. Mai 1945 die Innbrücke in Schärding und Braunau. Die Besatzung durch amerikanische Soldaten blieb ca. zwei Monate in Riedau. Das Kommando war im Haus der Familie Lehner (Pleikner) in Wildhag (Bahnhofstraße) einquartiert. Hier war auch eine Nachrichtenabteilung der Deutschen Wehrmacht. Die Soldaten wurden entwaffnet und gefangen genommen. Die in Riedau festgehaltenen Kriegsgefangenen aus Polen, Belgien und Frankreich wurden von den US-Soldaten befreit und in die Heimat abtransportiert. Die Gefangenen waren in den Sälen der Gasthäuser untergebracht und mussten vor allem bei den Bauern landwirtschaftliche Arbeiten verrichten. Am 27. Mai 1945 wurden 150 Mann der amerikanischen Besatzungstruppen in Riedau einquartiert. Die Mannschaft war in Zeltlagern beim alten Fußballplatz (Riedau-Süd, jetzt Achleiten), die Offiziere in Privat- und Gasthäusern untergebracht. Die Kinder freuten sich über Schokolade und Kaugrummi, an die Erwachsenen wurden Lebensmittel verteilt. Nach 19 Tagen verließen sie Riedau. Ende Juli kamen 80 amerikanische Soldaten hier an, die aber nach drei Wochen wieder abzogen. Diesmal waren die Offiziere in Wildhag untergebracht.

 

Die ersten Wahlergebnisse der Nationalratswahl am 25. November 1945 waren: ÖVP 362 Stimmen, SPÖ 299 Stimmen, KPÖ 2 Stimmen.