Wirtschaft

Da in Riedau nebst den Webern auch viele Schuhmacher ihr Gewerbe ausübten, gab Freiheer Bartholomae von Dietrichstein 1609 die Handwerksordnung für Schuhmacher für den Marktbereich Riedau heraus; diese umfaßte 18 Punkte. Sie beinhaltete vor allem Vorschriften für die Meisterprüfung, Ansiedlung und Abhaltung von Märkten zum Schutze der heimischen Gewerbetreibenden. Interessant ist die Begebenheit, dass der Bader (Kurheiler) zu Riedau 1615 beim Landgericht Erlach/Neumarkt von den Ofensetzern angezeigt wurde.

 

Am 12. Jänner 1628 erhielt die Handwerksordnung der Weber zu Riedau die kaiserliche Bestätigung.

 

1646 waren in Riedau noch 30 Weber verzeichnet. Sie mussten nach der Weberordnung der Herrschaft jährlich je 1 Pfund Wachs abgeben.

 

Auswärte Webermeister aus Neumarkt, Grieskirchen und Offenhausen kauften sich bei der Riedauer Zunft ein, um so die Ware in Riedau verkaufen zu dürfen. Unser Markt war damals wirtschaftlicher Mittelpunkt. Die Bevölkerung war sehr wohlhabend.

 

Leinenhändler aus Regensburg, Braunau, Schärding und Ried im Innkreis kamen hierher, um Webereiprodukte zu kaufen. Sie blieben einige Tage mit ihren Pferdegespannen hier.

 

Riedau hatte nebst Ried im Innkreis und Wels die kaiserliche Genehmigung, Wochenmärkte abzuhalten.

 

Diese Märkte waren am 25. Februar (Matthias), 25. Juli (Philipp-Jakobi), 27. Mai (Magdalena) und am 11. November (Martini) jeden Jahres.

 

Erwähnen möchte ich noch einige alte Ausdrücke aus dem Kreis der Wirtschaftstreibenden. So ist das Wort "Stöhr" in den letzten Jahren in Vergessenheit geraten. Damit wurde zum Ausdruck gebracht, dass Schuster, Schneider, auch Tischler, Sattler und Schmiede zum Bauern kamen und dort die Waren an Ort und Stelle anfertigten und Geräte ausbesserten. Darum sind in alten Bauernhöfen noch Schmiede- und Tischlerwerkstätten anzutreffen.

 

Bis ca. 1925 war "auf die Stöhr gehen" in unserem Gebiet noch üblich. Man darf nicht vergessen, dass der Bauer für die teils zahlreichen Familienmitglieder und Dienstboten für Bekleidung zu sorgen hatte. Die Grundprodukte entnahm der Bauer aus den Erzeugnissen der eigenen Wirtschaft. Ich darf hier nur kurz erwähnen, dass er beim Verkauf eines Rindes vom Fleischhauer die Haut zurückverlangte, beim Gerber zu Leder verarbeiten ließ, ferne die Wolle selbst gesponnen wurde.

 

Hausierer gingen ins "Gei" - "Gau". Damit war zu verstehen, dass Marktfahrer - vor allem Frauen mit Stoffbünderln - von Haus zu Haus gingen, um ihre Ware zu verkaufen.

 

Am 14. Jänner 1666 wurden von Kaiser Leopold I. für Riedau die Marktrechte bestätigt und zusätzlich ein Jahrmarkt am 1. Sonntag der Fastenzeit genehmigt.

 

Von 1744 bis 1752 wurde gegen Bayern eine Grenzsperre verhängt; dadurch fanden die erzeugten Waren keinen Absatz mehr. Die Bürger verarmten.

 

Um 1767 wird zum ersten Mal von Tabakkrämern gesprochen. In Riedau waren verschiedene handwerkliche Gewerbe vertreten, wie auch in der Häuserchronik ersichtlich. Ich will sie jedoch auch hier kurz anführen: Lederer (Gerber), Weber, Seifensieder, Schneider, Lebzelter, Schuhmacher, Zimmer- und Baumeister, Hafner, Gold- und Kupferschmiede, Porzellanmaler, Fleischer und Bäcker. Die Handwerker brachten die Bürger zu großem Reichtum.

 

Um 1830 sprechen die Aufzeichnungen wieder von einem wirtschaftlichen Aufschwung, vor allem durch die Erzeugnisse aus den schon erwähnten Gewerben. Zeugnis gibt vor allem das Zunftzeichen oberhalb des Haustores des Hauses Madelsperger (Gerbereit) - Anmerkungdas Wohnhaus Madelsperger wurde abgetragen.

 

In der Zeit um 1860 kam durch den Bahnbau Wels-Passau Leben in die Gewerbebetriebe.

 

Ferdinand Kaltenbrunner, Gastwirt und Sodawasser-Erzeuger, und Franz Böcklinger gründeten die Marktkommune, die sich in vorbildlicher Weise der wirtschaftlichen Belange des Marktes annahm. Sie gründeten 1904 die Ziegelei Riedau. Von der großen Aufwärtsentwicklung des Unternehmens können wir erst nach dem 2. Weltkrieg sprechen.

 

Riedau bot bis nach dem 2. Weltkrieg wenig Arbeitsmöglichkeiten. Es gab nur die Ziegelei in Schwaben und die "Erste Oberösterreichische Strohwarenfabrik" mit Lagerhaus der Familie Ludmilla und Franz Lehner, Wildhag Nr. 7 (jetzt Bahnhofstraße).

 

Haupterzeugnisse waren: Flaschen-Strohhülsen, Strohseile, Strohmatten. Später wurde der Betrieb infolge Verwendung von Plastik eingestellt. Beide Betriebe gehörten bis 1939 zur Gemeinde Zell an der Pram.

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