Kindergarten

1862 kaufte Frau Josefa Wiesmaier, Mitglied des hl. Ordens von Carmel, das "Lumpenhäusl" in Riedau 95 (heute Marktplatz 95).

 

Sie gründete mit einigen Frauen und dem Herrn Pfarrer Josef Maislinger eine "Kinderbewahranstalt". Zur Finanzierung legten sie 1863 einen Schuldschein auf.

 

Mehrere Frauen schlossen sich der Oberin der Carmeliten an. Sie erweiterten die Kinderbewahranstalt und gründeten eine Arbeitsschule.

 

1863 waren neun Frauen tätig. Ab diesem Jahr trugen sie auch einheitliche Ordenskleider.

 

Der große Brand 1866 vernichtete auch das Gebäude der Schwestern. Graf Arco, Schloßbesitzer in Zell an der Pram und St. martin, gewährte ihnen Unterkunft, ebenso die Pfarrer in Lambrechten und Haag am Hausruck.

 

Auch in Zell an der Pram wurden von den Frauen eine Kinderbewahranstalt und Arbeitsschule gegründet. 1868 erwarben sie das "Färberhaus" in Riedau Nr. 57 (heute Klosterstraße 57). Dadurch erhielt die Straße den Namen "Klostergasse".

 

Die Schwestern wurden auch in andere Pfarreien berufen. Der eigentliche Mittelpunkt des Ordens war Riedau geworden.

 

Auch in Linz hatten sich einige Frauen entschlossen, diesem Orden beizutreten. Bischof Rudigier, Linz, ordnete 1877 den Zusammenschluß an.

 

1887 reichten die Frauen ein Gesuch ein, um eine Konzession und das Öffentlichkeitsrecht zu erhalten, was ihnen im Jahre 1892 lt. Ministerialverordnung auch gewährt wurde.

 

Um den Lebensunterhalt der Schwestern finanziell zu unterstützen, erlaubten die Gemeinden Zell an der Pram, Riedau und Dorf an der Pram bis zum Jahre 1909 eine jährliche Sammlung.

 

Um das baufällig gewordene Haus zu retten, standen alle Riedauer zusammen und halfen den Schwestern durch Arbeit und Geld.

 

Als großer Spender und Wohltäter erwies sich Franz Xaver Bittner, der den Schwestern oftmals finanzielle Hilfestellung leistete.

 

1908 schlug der Blitz in das "Kloster" ein, wobei jedoch nur geringer Sachschaden entstand.

 

1911 erhielten die Schwestern die Stelle einer Handarbeitslehrerin in der Volksschule, was die finanzielle Lage etwas verbesserte. Schwester Henriette (Schwarzmüller - "Engel von Riedau") hatte diese Stelle bis 1938 inne.

 

Da das Haus Nr. 57 in der Klostergasse schon sehr baufällig war, tauschten die Schwestern mit Herrn Bittner, der ein Haus in Riedau 97 besaß. Nach dessen Tod 1917 wurde im März d. J. der Tausch durchgeführt.

 

Die Schwestern gingen gleich an den Umbau. Schwester Veronika (Pölzl) als Oberin, Schwester Eugenie (Stifter) als Kindergärtnerin und Schwester Henriette (Schwarzmüller) als Handarbeitslehrerin leisteten fas Unmenschliches. Es gelang ihnen, bereits am 7. September 1918 das Haus zu beziehen.

 

1926 kleideten die Schwestern Kindergartenbuben als Aloisiusbuben ein. Die Kosten für die Bekleidung trugen teilweise Eltern und Wohltäter.

 

Nicht unerwähnt sei, dass sich die Schwestern auch der Armen und Kranken annahmen.

 

Im Kloster wurden bis vor einigen Jahren von den Schwestern Handarbeiten erzeugt. 13 Pfarren wurden mit 200.000 Stück Hostien pro Jahr beliefert.

 

Das Jahr 1938 war auch für die Schwestern verhängnisvoll. Man nahm ihnen den Kindergarten weg; von der Kreisleitung der NSDAP wurden Kindergärtnerinnen eingesetzt. Die Schwestern mußten sich in den 1. Stock zurückziehen. Schwester Henriette, die 37 Jahre Handarbeitslehrerin in der Volksschule war, wurde ihres Amtes enthoben.

 

1945 hatten die Schwestern kurze Einquartierungen von Flüchtlingen zu verzeichnen. Amerikanische Soldaten gaben ihnen das Haus und den Kindergarten zurück. Schwester Henriette wurde bis 1946 wieder als Handarbeitslehrerin eingesetzt.

 

Erst 1961 erhielten die Schwestern wieder die Stelle als Handarbeitslehrerin. Schwester Isabella (Maria Hutterer) übernahm an den Volksschulen Riedau, Zell an der Pram und Blümling diese Aufgabe).

 

Im Jahre 1960 wurde der Orden Tertiarschwestern in Marienschwestern umbenannt.

 

1962/1963 erfolgten Umbauten am Gebäude. Da aber das Gebäude im Laufe der Zeit baufällig geworden war und die Räumlichkeiten nicht mehr den Anforderungen entsprachen, entschloß man sich zu einem Neubau, der 1971 fertiggestellt wurde. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 2 Mio. Schillinger (145.345 Euro). Die Gemeinde übernahm für den Zinsendienst ein Darlehen von 1 Million (72.672 Euro). Die oö. Landesregierung überwies im Herbst 1971 den Schwestern 500.000 Schilling (36.336 Euro). 

 

Heute wird der Kindergarten in zwei Gruppen geführt.

 

1977 wurde die Hauskapelle gestaltet. Das Mutterhaus überbrachte Tabernakel, Meßkelch, Kerzenständer und das "Ewige Licht". Pfarrer Wenzel Szili segnete die Kapelle am 22. Februar 1977. Seit dieser Zeit darf in der Kapelle Messe gelesen werden, Gottesdienstbesucher haben freien Zugang.

1983 bekamen die Kinder einheitlich blaue Kleider, die sie bei kirchlichen Festen und Feierlichkeiten tragen.

 

Gegenwärtig (1990) sind im Kindergarten drei Schwestern.

 

2008 wurde der Kindergartenbetrieb von der Caritas übernommen und 2013 wurde das Gebäude an die Marktgemeinde Riedau verkauft.

 

Der Kindergarten- und der Hortbetrieb wird weiterhin von der Caritas geführt bzw. über das Pfarramt organisatorisch abgewickelt. Die Marktgemeinde Riedau verpflichtete sich zur Abgangsdeckung.

Kinderbewahranstalt in der Klosterstraße 57 um 1900
Kinderbewahranstalt in der Klosterstraße 57 um 1900